Die Frage ist immer: Welchen Anteil des eigenen Lebens soll man öffentlich machen?
Es ist ein linguistischer Gedanke, dass diese wie andere Fragen zum richtigen und falschen Verhalten sich als ein pragmatisch-semantisches Problem darstellen. Ich habe versucht, das in dem Buch „Natürliche Sprachen und kommunikative Normen“ darzustellen. Ergebnis des Versuchs, im Hinblick auf die vorliegende Frage: Es ist ein Gebiet abzustecken zwischen den psychischen Störungen des Sich-total-Versteckens und des Sich-total-öffentlich-Machens. Vom Wortschatz her betrachtet: zwischen den Wörtern (extrem) gehemmt / verschlossen auf der einen und (extrem) extrovertiert /exhibitionistisch auf der anderen Seite.
Die Grenzziehung ist, wie Wittgenstein das so gedacht hat, immer eine Frage der Interpretation in der und durch die Praxis. Es ist, würde ich sagen, alles nicht nur eine Sache des Sprachgebrauchs, sondern auch des konkreten Miteinander in Interpretationssituationen. Wo beginnt und wo endet das Wortfeld, das Prepon der richtigen Mitte? Wer hat da das Sagen?
Und nun aber! Die Gesellschaft ist nicht einheitlich, und die Sprache mit ihren Bedeutungsstrukturen ist es auch nicht. Was leben den unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen die unterschiedlichen, von den Gruppen akzeptierten und hochgehaltenen Vorbilder in Sachen Leben und Öffentlichkeit vor? Von, sagen wir mal, Jürgen Habermas bis Dieter Bohlen.